Vor einer Woche hat der Tropensturm „Washi“ auf den Philippinen mahr als tausend Menschenleben gefordert. Zur selben Zeit entfaltet sich hinter den Kulissen eine einzigartige Staatskrise: Es geht um Ex-Präsidentin Gloria Arroyo. Wer gewinnt das Kräftemessen: Der neue Präsident oder der höchste Richter? Arroyo droht lebenslange Haft.
Gloria Macapagal-Arroyo, die ehamlige Präsidentin der Philippinen, sitzt im Rollstuhl. Und: sie trägt eine Hals- und Genickstütze als sie per Flugzeug die philippinische Hauptstadt Manila verlassen möchte. Ihr Plan war zur medizinischen Behandlung nach Singapur und anschließend nach Deutschland bzw. Österreich zu reisen. Alle drei Länder haben kein Auslieferungsabkommen mit den Philippinen. Arroyo leidet – nach eigenen Angaben – “an einer seltenen Knochenkrankheit und an Darmstörungen”.
“Das nationale Interesse und die Suche nach der Wahrheit stünden über der Reisefreiheit einer einzelnen Person. Die Regierung könnte ein unabhängiges Gutachten über die Gesundheit der ehemaligen Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo verlangen, bevor ihr erlaubt wird ins Ausland zu gehen”, sagte Präsidenten-Sprecher Edwin Lacierda.
“Renato Corona wurde von Gloria Arroyo kurz vor dem Ende ihrer Präsidentschaft nur deshalb in das höchste Richteramt berufen, um die ehemalige Präsidentin jetzt vor Strafverfolgung zu schützen.”
Das mutmassliche Vergehen der früheren philippinischen Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo liegt vier Jahre zurück: Damals soll sie sich den Sieg der Senatswahlen durch massiven Betrug gesichert haben. Im Detail ging es um die Wahlen im Jahr 2007. Arroyo wird von einer Untersuchungskommission beschuldigt, die Senatswahlen 2007 massiv manipuliert und damit einen Oppositionskandidaten am Sieg gehindert haben.Schon bei der Wahl 2004 konnte sie sich nur mit massiven Wahlfälschungen im Amt halten, berichteten damals unabhängige Wahlbeobachter. Kurz vor ihrer Abwahl 2010 befand die Social Weather Station, sie sei “der unpopulärste Führer seit 1986″, der Ära des skandalumwitterten Diktators Ferdinand Marcos. Noch eindeutiger war das Urteil der Meinungsforscher von Asia Pulse. Sie kamen zu dem Schluß, dass Arroyo “die korrupteste Präsident in der Geschichte der Philippinen war.” Dabei stehen Günstlingswirtschaft und Korruption auf den Phillipinen auf der Tagesordnung. Wer den Behörden mit einem dringenden Anliegen gegenübertritt, ist mit gut gefüllten undurchsichtigen Briefkuverts ausgerüstet.
Präsident Benigno Aquino III. hatte die Wahlen 2010 gegen Arroyo primär deshalb gewonnen, weil er versprochen hatte, die wuchernde Korruption zu bekämpfen. Dabei war er noch vor wenigen Jahren ein überzeugter Anhänger und Unterstützer der ehemaligen Präsidentin. Nun hat er seine Vorgängerin aber zum großen Saatsfeind erklärt, die wegen Korruption und Wahlbetruges vor Gericht gestellt werden soll. Mitangeklagt sind auch der ehemalige Vorsitzende der Wahlkommission, Benjamin Abalos, sowie ein früherer Gouverneur einer Provinz im Süden der Philippinen.