31 Jul 2012, Pyongyang, North Korea --- (120731) -- PYONGYANG, July 31, 2012 (Xinhua) -- Photo released by Korean Central News Agency on July 31, 2012 shows Kim Jong Un (2nd L), top leader of the Democratic People's Republic of Korea (DPRK), and his wife Ri Sol Ju (1st L) watching a performance. (Xinhua/KCNA) (ybg) --- Image by © KCNA/Xinhua Press/Corbis

Nordkoreas First Lady: Genossin Ri Sol-ju

Nordkoreas Staatsfernsehen verkündet stolz: „Kim Jong-un ist verheiratet.“ Seine Ehefrau, Genossin Ri Sol-ju, begleitet den großen Führer zur Eröffnungsfeier eines Vergnügungsparks. Wer ist Nordkoreas First Lady?

Das Staatsfernsehen hat bestätigt, was wir geahnt und Nordkoreas Damenwelt befürchtet hat: Der großartige Nachfolger, das Genie der Genies hat sein Junggesellendasein an den Nagel gehängt und ist den heiligen Bund der Ehe eingegangen. Marschall Kim Jong-un und Genossin Ri Sol-ju sind ein trautes Paar. Wo und wann die Ehe geschlossen wurde, ist noch völlig unklar. Möglicherweise bereits vor drei Jahren. Das behauptet zumindest der südkoreanische Wissenschaftler Cheong Seong Chang in einer aktuellen Ausgabe der südkoreanischen „Korea Times“. Darin heißt es wörtlich: „Der frühere nordkoreanische Diktator Kim Jong-il arrangierte die Hochzeit seines jüngsten Sohnes in großer Eile, nachdem er selbst 2008 einen Schlaganfall erlitten hatte“. Sofern diese Theorie stimmt, würden alle Behauptungen, dass Vater Kim Jong-il Genossin Ri Sol-ju immer nur ablehnend begegnete, schlichtweg falsch sein.

Auch haben wir nachträglich noch keine Gästeliste zugeschickt bekommen. War beispielsweise Kim Jong-nam, der ältere Halbbruder des derzeitigen großen Führers eingeladen? Er, der abwechselnd in Peking und in Macao lebt, steht den Entwicklungen in Nordkorea seit dem Tod des gemeinsamen Vaters sehr skeptisch gegenüber.  Und: War auch der erst unlängst entlassene General Ri Yong unter den Hochzeitsgästen, der als Oberbefehlshaber der nordkoreanischen Armee entlassen wurde, damit Kim Jong-un künftig höchstpersönlich die Geschicke der Streitkräfte in die Hand nehmen kann. Nachrichten-Politik recherchiert und hofft künftig auf eine bessere Zusammenarbeit mit dem Propaganda – und Informationsministerium in Pjöngjang.

Was wir bereits wissen, weil es uns vom nordkoreanischen Staatsfernsehen am letzten Mittwoch wie die frohe Botschaft verkündet wurde: „Der ehrenwerte Führer Kim Jong-un hat gemeinsam mit seiner Ehefrau, Genossin Ri Sol-ju, an der Eröffnung eines Vergnügungsparks teilgenommen.“ Dabei handelt es sich um die gleiche Frau, die schon vor einigen Tagen, Augenzeugin der nordkoreanischen Kulturrevolution wurde: Denn der große Führer, ihr ehrenwerter Gatte, ließ auf der Bühne Walt Disneys Puppen tanzen. Der einzigartige Galaabend wurde von einem Damenorchester im Minirock abgerundet. Als wäre Nordkorea endgültig in der Neuzeit angekommen. Und nun auch noch ein weiterer Vergnügungspark, während ein großer Teil der Bevölkerung weit unter der Armutsgrenze lebt. Doch das muss in solchen Augenblicken, wenn nur die Liebe des Führers zu seiner Genossin zählt, kurz einmal ausgeblendet werden dürfen. Schließlich wird das Liebesleben der gesamten Kim-Dynastie wie ein großes Geheimnis bewahrt.

Zwar wissen wir, dass, der im letzten Dezember verstorbene Vater des großen Führers, sich in langen Nächten oft aufraffte, um mehrere Frauen hintereinander zu beglücken, doch wie groß das Glück der Auserwählten tatsächlich war, wissen wir leider nicht. Trotzdem gehen wir davon aus, dass sich auch in Nordkorea der Apfel nicht weit von seinem Stamm entfernt und die angetraute Genossin schon bald einem gesunden und einzigartigen, wenn auch noch sehr kleinem Führer das Leben schenken wird. Unsere Sorge um den Fortbestand der letzten kommunistischen Hochburg wird sich als unberechtigt und unnötig herausstellen. Dank der großen Lendenkraft von Kim Jong-un. Und wenn dann der allerjüngste Kim das Licht der Welt erblicken wird, dann sind uns auch nordkoreanische Wunder garantiert. Wie schon zur Todesstunde seines Großvaters:

So wird von einem gewaltigen Eissturm berichtet, der in der Nähe von Kim Jong-ils Geburtsort gewütet habe. Natürlich zu seiner Todesstunde. Nach dem Sturm sei das Eis auf dem berühmten Chon-See geborsten, sodass „es den Anschein hatte, dass Himmel und Erde erschüttert werden”. Dann hätte Stille geherrscht und auf einem Felsen des Berges Paektu (Heiliger Berg der Revolution) sei der leuchtende Schriftzug  „Kim Jong-il” erschienen. Die blauen Blitze, die am Himmel deutlich sichtbar waren, werden als Zeichen der Trauer gedeutet. Es waren dieselben Blitze, die den Himmel erhellten als der verstorbene, göttliche Führer geboren wurde.

Genossin Ri Sol-ju (27) wurde in einem sechsmonatigen Spezialkurs auf ihre Rolle als First Lady Nordkoreas vorbereitet. Während ihr Vater als Professor arbeitet, verdiente die Mutter als Hebamme ein gutes Zubrot. Ri Sol-ju ist die ehemalige Sängerin des Pochonbo Electronic Ensemble und reiste bereits 2005, im Zuge der Asian Athletics Championships, nach Südkorea. Damals soll sie sehr deutlich gesagt haben, dass es ihr Wunsch sei, „von südkoreanischen Lehrern unterrichtet zu werden, sobald Nord- und Südkorea wieder vereint sind.“

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