19 May 2013, Pyongyang, North Korea --- (130519) -- BEIJING , May 19, 2013 (Xinhua) -- File photo taken on April 15, 2012, shows a vehicle carrying a missile during a military parade in Pyongyang, capital of the Democratic People's Republic of Korea (DPRK). The DPRK on Sunday fired a short-range missile into the East Sea, Yonhap News Agency said quoting a Seoul military official. (Xinhua) --- Image by © Xinhua/Xinhua Press/Corbis

Nordkoreas Drohgebärden nach dem Raketenfiasko

Nach 100 Sekunden explodiert die nordkoreanische Trägerrakete Unha-3. Das Raketenprogramm ist in einer Sackgasse. Das Regime gibt sich wortkarg. Nun soll Seoul vernichtet werden, weil Südkorea den Staatsgründer Kim Il-sung entehrt hat.

Es war wirklich vorhersehbar. Auch ohne Kristallkugel. Nordkoreas Trägerrakete Unha-3 ist ins Meer gestürzt. Und zwar 165 Kilometer westlich der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. In welcher Höhe die Rakete bei einer Geschwindigkeit von rund 5400 km/h schließlich explodierte, darüber gibt es unterschiedlichste Angaben. Südkorea hat eine Höhe von 151 Kilometern errechnet. Auch ob die Langstreckenrakete den vorgegebenen Kurs verlassen hat ist unklar, weil Nordkorea im Vorfeld seiner Raketentests nie die tatsächliche Flugbahn angibt.

Misserfolge werden in Nordkorea gekonnt totgeschwiegen. Das ist aber nur ein Grund, weshalb wir nie erfahren werden, warum Unha-3 schließlich explodiert ist. Ein anderer Grund, der immer offensichtlicher wird: Nordkorea hat nur sehr wenig Ahnung von der komplizierten Technologie einer Langstreckenrakete. Deswegen kann auch niemand in Pjöngjang eine seriöse Analyse erstellen.  In einer ersten Einschätzung erklärte Brian Weeden, ein ehemaliger amerikanischer Offizier des Weltraumkommandos der US-Luftwaffe in einem Interview gegenüber dem Magazin Wired:

„Die Nordkoreaner machen immer neue Fehler. Sie nehmen Veränderungen vor, die deutlich machen, dass sie oftmals nicht verstanden haben, was beim letzten missglückten Raketentest wirklich schiefgelaufen ist. Sie machen möglicherweise sogar Rückschritte.“

Was von allen Experten als Rückschritt bezeichnet wird, ist die Tatsache, dass im Augenblick des Absturzes noch immer die erste Stufe der Rakete brannte. Sie gilt als der robusteste Teil einer mehrstufigen Langstreckenrakete. Beim letzten Test im Mai 2009 überquerte die Langstreckenrakete zumindest Japan, ehe sie nach insgesamt 3800 Flugkilometern im Meer verschwand. Diesmal endete das Schauspiel bereits nach 100 Sekunden. Ziel war es, einen eigenen Wettersatelliten ins All zu befördern.  In einer sehr sachlichen ersten Stellungnahme versuchte Nordkorea, das Fiasko sehr wortkarg zu analysieren:

„Der Satellit hat den Orbit nicht erreicht.“

Die große Sensation ist, dass es selbst dem Informationsministerium in Pjöngjang sehr schwer fällt, dem dritten missglückten Langstreckentest irgendetwas Positives abzugewinnen. Dabei wartet die Weltöffentlichkeit gespannt auf eine einleuchtende, fantasievolle Erklärung. Vergebens. Wesentlich wortgewaltiger gibt sich das Regime allerdings, wenn es um den Erzfeind Südkorea geht. Südkoreas Präsident Lee Myung Bak hatte anlässlich der kostspieligen Feierlichkeiten für den nordkoreanischen Staatsgründer Kim Il-sung  folgende Rechnung dargelegt: „Der Abschuss der Rakete kostete Nordkorea 644 Millionen Euro. Um dieses Geld hätte Nordkorea 2,5 Millionen Tonnen Getreide kaufen können.“ Nordkorea reagierte heute mit martialischer Rhetorik:

„Seoul kann in drei bis vier Minuten mit beispiellosen Mitteln und Methoden in Asche gelegt werden. Schließlich hat sich das Nachbarland über die Gedenkfeiern für Staatsgründer Kim Il-sung lustig gemacht.“

Zehntausende Menschen in Pjöngjang forderten bereits am letzten Freitag lautstark den Tod des südkoreanischen Präsidenten Lee Myunk Bak. Auch Schutzpatron China meldete sich zu Wort. Staatskommissar Dai Bingguo gilt als herausragender Diplomat und anerkannter Außenpolitiker. Er erklärte gestern:

„Unter Kim Jong-un wird Nordkorea seinen Weg zum Wohlstand fortsetzen.“

Zur Werkzeugleiste springen