13 Jan 2012, Yangon, Burma --- (120113) -- YANGON, Jan. 13, 2012 (Xinhua) --Released prisoners walks out of the Insein jail in Yangon, Myanmar, on Jan. 13, 2012. Myanmar former Prime Minister U Khin Nyunt was among as many as over 600 prisoners being freed by the government Friday under Thursday's amnesty order endorsed by President U Thein Sein, official sources confirmed. (Xinhua/U Aung) --- Image by © U Aung/Xinhua Press/Corbis

Myanmar: Tag der grossen Freiheit

Myanmar steuert unaufhaltsam in eine neue, demokratische Zukunft. Mehr als 300 politische Gefangene wurden heute freigelassen. Unter ihnen  Studentenführer U Min Ko Naing. Er war insgesamt fast 22 Jahre inhaftiert.  Aber auch Lt.-General Khin Nyunt: Der ehemalige Premierminister wurde 2005 zu 44 Jahren Hausarrest verurteilt.  

Vielen Burmesen geht es zu schnell. Anderen zu langsam. Optimisten sprechen vom „Beginn eines Goldenen Zeitalters“ für Myanmar, Skeptiker warten ab und befürchten, dass der ehemalige Oberbefehlshaber, Senior General Than Shwe, aufsteht und die Reformer zurückpfeift. Doch erstmals seit 50 Jahren scheint nun tatsächlich ein Reformprozess in Gang gekommen zu sein, der kaum noch umkehrbar ist: Heute wurden  302 politische Gefangene freigelassen. Eine langjährige Forderung des Westens, aller Menschenrechtsorganisationen und aller demokratischen Kräfte in Myanmar.

Unter den Gefangenen befindet sich auch U Min Ko Naing, der Gründer und Vorsitzende  der „All  Burma Federation of Student Unions“ (ABFSU). Der Zoologiestudent war einer der Anführer der Studentenbewegung, die  schon 1988 versuchte das Militärregime in die Knie zu zwingen. Ohne Erfolg. Der Schrei nach Freiheit und Demokratie verstummte damals im Gewährfeuer der Soldaten. Die Junta hatte den Aufstand brutal niedergeschlagen. Augenzeugen schätzen, dass rund zehntausend Demonstranten einfach niedergeschossen wurden.  Unzählige wurden gefangen genommen. U Min Ko Naing verbrachte die meiste Zeit der letzten 22 Jahre in Haft. Heute wurde er freigelassen.

Auch der Hausarrest von Lt.-General Khin Nuynt endet heute. Der ehemalige Premierminister  wurde im Jahr 2005 zu insgesamt 44 Jahren Hausarrest verurteilt. Der klügste Kopf der Militärjunta hatte den langjährigen Machtkampf gegen Deputy Senior-General U Maung Aye verloren. Was immer man dem  ehemaligen Premierminister vorwarf, das Urteil war eindeutig politisch motiviert, die Hardliner hatten sich durchgesetzt. Lt.-General U Khin Nyunt – zu dieser Zeit Premierminister – musste gehen.

Er war der einzige hochrangige General in einer verantwortungsvollen Position, der mir immer den Eindruck vermittelte, tief in seinem Herzen wusste er, dass die Junta bald abtanken muss. Totalitäre Regime sind nur schlechte Übergangslösungen. Er schürte Hoffnung auf Reformen, ohne dass es ihm  vielleicht selbst bewusst war; er verfasste den „Fahrplan in Richtung Demokratie“, er schrieb die grossen und wichtigen Reden für Senior General Than Shwe, er vertrat Myanmar im Ausland und er war auch die Querverbindung zu Friedensnobelpreisträgerin und Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, solange diese noch unter Hausarrest stand. Alle Gerüchte, dass U Khin Nyunt seit seiner Verurteilung  mit „medizinischer Hilfe“  den Verstand verloren haben soll, haben sich nicht bewahrheitet. Er war als General ein Gefangener seiner Uniform, weil sein Denken größer und menschlicher war, als die Befehle, die ihn erreichten. Er war ein unersetzbares Rad in einer grossen, brutalen Militärmaschinerie. Doch als er aus eigener Überzeugung heraus die Junta in eine neue Richtung steuern wollte, wurde er zum Erzfeind der Hardliner. Sofern ihm die Burmesische Nation verzeihen kann, hat sie heute einen grossen politischen Vordenker zurückgewonnen.

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