Das erste von drei neuen U-Booten ist in einer Kieler Werft zu Wasser gelassen worden. Es ist für Israel bestimmt. Angeblich soll es auch Raketenschächte für Atomwaffen besitzen. Israel zählt schon lange zu den „faktischen“ Atommächten.
Die Geschichte des jüdisch-marokkanischen Einwanderers Mordechai Vanunu ist weitgehend bekannt: Sein Vater war Rabbiner in Beerscheba, in der viertgrößten Stadt Israels. Nach seinem Militärdienst studierte Vanunu Physik. Schon nach einem Jahr war ihm klar, dass er sein Studium nicht länger finanzieren kann. So arbeitete er von 1976 bis 1985 als Techniker im Dimona Nuclear Research Center, 90 Kilometer südlich von Jerusalem. Nach seiner Entlassung trat er zum Christentum über. Als er 1986 alle seine Informationen über das israelische Atomwaffenprogramm an die Londoner Sunday Times weitergab, besiegelte er sein Schicksal. Cindy Hanin Bentov, eine amerikanische Agentin, lockte ihn nach Rom, wo er von Mossad-Agenten überwältigt, entführt und nach Ashdod in Israel gebracht wurde. Das Gastland Italien wurde von Israel nie über diese Entführung informiert.
Mordechai Vanunu wurde, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, wegen Landesverrats und Spionage zu 18 Jahren Haft verurteilt. Insgesamt 11 Jahre verbrachte er in Isolationshaft in Aschkelon im heutigen Gefängnis von Schimka. Im Hintergrund agierte damals Ministerpräsident Shimon Peres, der die Entführung Vanunus aus Italien anordnete. Dazu aber nie wirklich Stellung genommen hat, weil die Verschleppung Vanunus bis zum heutigen Tag ein israelisches Staatsgeheimnis ist. Peres ist Israels Staatspräsident seit 2007.
Die Aufzeichnungen von Mordechai Vanunu umfassen rund 1200 Seiten und unzählige Photos. Auszugsweise wurden seine Abschriften im Jahr 1999 von der populären israelischen Tageszeitung „Yediot Ahronot“ veröffentlicht.
Seit damals wissen wir:
Israels Plutonium wird in Dimona hergestellt. Dimona ging 1964 in Betrieb. Frankreich hatte Israel bei seinem Atomwaffenprogramm geholfen und dafür militärische Unterstützung im Suez-Krieg erhalten. Damaliger israelischer Aussenminister war Shimon Peres. Er erhielt 1994 den Friedensnobelpreis. In Dimona werden derzeit vier bis fünf Sprengköpfe pro Jahr herstellt.- Israels Nuklearwaffen werden in Yodefat montiert und in Zachariah bzw. Elabun aufbewahrt.
- Israels Bio- und Chemiewaffenlaboratorien befinden sich in Nes Ziona.
- Drei israelische Atom U-Boote sind die meiste Zeit in Haifa stationiert.
Vor knapp einer Woche wurde in Kiel, am Gelände der Howaldtswerke-Deutsche Werft, ein weiteres U-Boot ins Wasser gelassen. Es ist für Israel bestimmt und mit 68 Meter Länge das größte U-Boot, das je in Deutschland hergestellt wurde. Insgesamt hat Israel drei „Super Dolphin“ bestellt. Jedes U-Boot wiegt 2200 Tonnen und kostet rund 550 Millionen Euro. Es ist das erste U-Boot aus der zweiten Generation der Dolphin-Klasse 212 A. Das bedeutet, dass es ein kombiniertes Antriebssystem aus Dieselmotor und Elektromotor besitzt. Unter Wasser wird das U-Boot rein elektrisch mit Hilfe von Brennstoffzellen angetrieben. Der große Vorteil: Dieses U-Boot muss nicht regelmäßig auftauchen, um entleerte Batterien aufzuladen. Die ersten Testfahrten sind für kommenden Herbst geplant. Bis dahin wird der „Super Dolphin“ von deutschen Polizeibooten abgeschirmt und überwacht.
Unbestätigten Berichten zur Folge soll das neue U-Boot auch Raketenschächte für Atomwaffen besitzen. Besonders interessant dabei sind die möglichen U-Boot-gestützten Kernwaffenträger an Bord der Dolphin-Klasse, die sowohl AGM-84 Harpoon als auch Raketen mittlerer Reichweite russischer Bauart verschießen können. Doch Thyssen Krupp Marine Systems, der Eigentümer dieser Kieler Werft, hüllt sich in Schweigen.
Genau genommen hüllt sich die ganze westliche Welt in Schweigen, sobald Israels Atomwaffen thematisiert werden. Ohne offiziell als „Atomwaffenstaat“ anerkannt zu sein, duldet die westliche Welt stillschweigend den israelischen Besitz von Atomwaffen. Warum? Andere Länder, wie der Iran, werden lautstark verurteilt und ins politische Abseits gedrängt, sobald auch nur der geringste Verdacht aufkommt, dass die zivile Nutzung der Kernenergie ausgebaut wird. Die USA und Israel fühlen sich sehr schnell provoziert. Im Handumdrehen wird der Iran als beispielloses Feindbild skizziert. Wenn wir uns die Waffenkontingente ansehen, stellt sich die Frage, ob von Israel keine ähnlich große Bedrohung ausgeht? Vielleicht sogar eine noch größere? Man schätzt, dass Israel heute 75 bis 200 Atomwaffen und zudem ein hoch entwickeltes Trägersystem besitzt. In den letzten Jahren hat sich Israel auf die Produktion von taktischen Atomwaffen konzentriert, die im Nahen Osten eingesetzt werden könnten: Dazu zählen Neutronenbomben, die mit hoher Gammastrahlung und wenig Sprengwirkung mehr auf Menschen als auf Gebäude zielen. Zu den Waffen sollen auch ballistische Raketen und Bomber, Cruise Missiles, Landminen und Artilleriegeschosse gehören.
Die Mitglieder der Arabischen Liga haben bereits mehrmals angekündigt, den Atomwaffensperrvertrag aufzukündigen, falls Israel offiziell eingesteht, Atomwaffen zu besitzen. Das ist auch ein Grund, weshalb die Israelis an dem Abkommen mit den USA aus dem Jahr 1969 festhalten. Damals sind Israels Ministerpräsidentin Golda Meir und Richard Nixon übereingekommen, „dass Israel Atomwaffen besitzen darf, solange es das öffentlich nicht zugibt.“ Der Fachbegriff dafür heißt: „Nukleare Doppelgleisigkeit“. Auf die Frage, ob sich hinter diesem Ausdruck nicht primär Täuschung versteckt, erklärte Israels Staatspräsident und Friedensnobelpreisträger Shimon Peres in einem BBC-Interview:
„Wenn Dich jemand töten will und Du täuscht ihn, um dein Leben zu retten, dann ist das nicht unmoralisch. Wenn wir keine Feinde hätten, bräuchten wir niemanden zu täuschen und auch keine Abschreckung.“